GRÜNE-Bezirksfraktion für Förderung des Jüdischen Lebens in Eimsbüttel

In diesem Jahr feiern wir ein besonderes Jubiläum: Seit 1700 Jahren leben nachweislich Jüdinnen und Juden auf dem Gebiet des heutigen Deutschland und bereichern unsere Kultur. Vor siebzehn Jahrhunderten gewährte der römische Kaiser Konstantin der jüdischen Gemeinde Köln historisch verbrieft Zugang zu öffentlichen Ämtern der Stadt. Verglichen mit dieser stolzen Zahl mutet die Geschichte der Jüdinnen und Juden in Hamburg mit ihren etwa 400 Jahren vergleichsweise kurz an, dafür war sie aber für die Hansestadt kulturell, sozial und wirtschaftlich durchaus prägend.

29.04.21 –

In diesem Jahr feiern wir ein besonderes Jubiläum: Seit 1700 Jahren leben nachweislich Jüdinnen und Juden auf dem Gebiet des heutigen Deutschland und bereichern unsere Kultur. Vor siebzehn Jahrhunderten gewährte der römische Kaiser Konstantin der jüdischen Gemeinde Köln historisch verbrieft Zugang zu öffentlichen Ämtern der Stadt. Verglichen mit dieser stolzen Zahl mutet die Geschichte der Jüdinnen und Juden in Hamburg mit ihren etwa 400 Jahren vergleichsweise kurz an, dafür war sie aber für die Hansestadt kulturell, sozial und wirtschaftlich durchaus prägend.


Die Hamburger*innen jüdischen Glaubens waren in den unterschiedlichsten Bereichen und Berufen tätig. Sie beteiligten sich an der Gründung von Stiftungen, Bankhäusern, Reedereien, Hospitälern, Schulen und mehrten - nicht zuletzt in den diversen Bereichen der Wissenschaft und Lehre - das Ansehen der Hansestadt. Wer mit offenen Augen durch Hamburg und insbesondere Eimsbüttel geht, findet viele Spuren von ihrem Wirken – sei es das Israelitische Krankenhaus oder die Talmud-Tora-Schule.

 

Wer die Ohren öffnet, hört und nutzt noch viele Begriffe, die auf die lange Tradition des Zusammenlebens und des Austausches zurück gehen – sei es nun „dufte“, zöge es „wie Hechtsuppe“ oder drehe es sich gar ums „Schmusen“.


Vor dem dunkelsten und schrecklichsten Kapitel der deutschen Geschichte, dem Faschismus, lebten in Hamburg über 19.000 Menschen jüdischen Glaubens - viele davon in Eimsbüttel, im und rund um das Grindelviertel. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden diese Menschen verfolgt, verschleppt und ermordet. Insgesamt verloren in Hamburg über 8.000 Jüdinnen und Juden in diesen Jahren ihr Leben. Allein im Stadtteil Rotherbaum erinnern heute über 1.000 Stolpersteine an diese Hamburgerinnen und Hamburger.


Wenige Monate nach Kriegsende wurde die jüdische Gemeinde Hamburgs von Überlebenden neu gegründet. Heute zählt sie rund 2.500 Mitglieder. Dazu kommen ungefähr 5.000 weitere Menschen jüdischen Glaubens ohne Gemeindemitgliedschaft, die in der Hansestadt leben. Sie alle bereichern unsere gemeinsame Heimat auf vielfältige Art und Weise, machen sie bunter, interessanter und lebendiger.

 

Wenn das jüdische Leben im Grindelviertel, in Eimsbüttel und Hamburg wieder sichtbarer wird, profitieren wir alle davon. Deshalb müssen wir uns künftig noch mehr und stärker dafür einsetzen, dass es Jüdinnen und Juden – genau wie allen anderen Menschen – möglich ist, ihren Glauben ganz normal in der Öffentlichkeit leben zu können - ohne Angst!

 

Angesichts beunruhigender aktueller Entwicklungen in unserer Gesellschaft richten wir uns daher ganz klar gegen jedwede Art von antisemitischen Übergriffen. Wir wollen hier in Eimsbüttel weiterhin einen Beitrag dafür leisten, jüdische Kultur und jüdisches Leben als selbstverständlichen Teil unserer bunten Zivilgesellschaft zu erhalten und zu fördern. Dafür soll auf Bezirksebene ein neues Format geschaffen werden: Eine Plattform und ein Netzwerk für Veranstaltungen, gemeinsame Projekte und Aktionen, die dieses Anliegen vorantreiben.

 

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