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01.08.21 –
Tour? Na ja, es ist eher ein fünfminütiger Spaziergang im zunehmenden Regen, sodass wir dann im strömenden Dauerguss dichtgedrängt im Unterstand auf Ramckes Saisongarten stehen und Spannendes hören. Zum Glück sind alle doppelt geimpft oder getestet, manche sogar beides.
„Trotz zweifelhaften Wetters seid ihr gekommen, toll“, begrüßt Till die knapp 20 Interessierten. „Wir sind ja auch aus Hamburg, nicht aus Zucker. Dann mal los!“
Dr. Christoph Ramcke, in siebter Generation Eigentümer des 1802 gegründeten Bauernhofs ist erkennbar und zu Recht glücklich, hier ein erfolgreiches Konzept für die nach einigen Landverkäufen nicht mehr als Vollerwerbsbetrieb geführte Landwirtschaft gefunden zu haben: „Seit 2013 haben wir diese Idee umgesetzt, mit dem wir das Land arbeitsökonomisch, für Stadtmenschen attraktiv und dabei ökologisch sinnvoll nutzen.“
Im Frühjahr werden die ca. 20.000 Quadratmeter gepflügt, zu 40 m² und 80 m² parzelliert und für eine Saison vergeben. Im Oktober/ November wird alles wieder gepflügt. "Die Nutzer*innen dürfen alles pflanzen, was sie möchten", erläutert Christoph Ramcke. "Der Anbau von zweijährigen Pflanzen und Sträuchern hat bei dem Konzept natürlich keinen Sinn. Die meisten nutzen ihr Beet für Gemüse, manche aber auch als Blumenwiese. Alles muss natürlich ohne Pestizide gepflegt werden."
Durch den Regenschleier sind vor allem die stolzen leuchtenden Sonnenblumen erkennbar.
Christoph Ramcke muss sich korrigieren: „Na, ja, also nicht alles darf angebaut werden: Vor ca. 10 Jahren hatte mal jemand in der äußersten Ecke eine Cannabispflanze gezogen, die so gut gedieh, dass die Nachbarschaft aufmerksam wurde. Der Polizist, der sie abholte war ganz glücklich, denn er konnte sie als prachtvolles Anschauungsobjekt in der Fortbildung nutzen.“
Wer läuft denn dahinten in weißen Anzügen durch den Regen?
„Das ist meine Frau! Sie gibt Workshops für Imker*innen. Sie hat selbst Bienenvölker unter dem Motto ‚Ramckehonig von Ramckefeldern‘ und mit ihrem pädagogisch ausgerichteten Verein Stadt -Land -Biene e.V. sorgt sie für die Förderung der Lebensräume für Insekten.“
Aber zurück zu den Saisonbeeten und Christoph Ramcke:
„Wir haben hier einen super-guten Boden. Er ist nicht sandig, wie in der Heide, sondern schön bindig.“
Das heißt, er ist sehr dicht und hält das Wasser. Diese Fähigkeit wird durch das Aufbringen von Mulch unterstützt, so dass die Feuchtigkeit nicht so schnell verdunstet. Es muss deshalb auch in heißen Sommern nur selten gegossen werden.
„Dieses Gerät hier ist eins der wichtigsten in unserem Garten“, sagt Christoph Ramcke und hält ein sehr einfaches quer zum langen Stiel angebrachtes kräftiges, kleines Metallstück hoch. „Es ist ein Stieger, in anderen Regionen auch Schuffel genannt, aber mein Onkel, ein passionierter Gärtner bestand immer auf ‚Stieger‘ “.
Damit wird unter der Mulchschicht geschoben und gezogen. Dabei werden die Kapillaren des bindigen Mutterbodens geschlossen, das Beikraut (wer sagt etwa noch „Unkraut“?) wird entfernt und das Wasser aus dem Boden steht den Nutzpflanzen zur Verfügung.
Christoph Ramcke: „Wir haben immer eine große und durch Corona zunehmende Nachfrage. Die meisten Interessierten wohnen maximal 5 km entfernt. Sie kommen zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Auch Kitas und Schulen können das Angebot nutzen.
Wenn die Parzellen zum Frühjahr neu vergeben werden, haben die Pächter*innen des Vorjahres Vorrang. Und viele kommen über Jahre hierher.“
Es regnet immer noch, prasselnd stürzen die dicken Tropfen auf das Wellblechdach unter dem sich die Gruppe drängt. Nun hat auch die jüngste Teilnehmerin, eine gebürtige Hamburgerin, genug. Während sie zunächst freundlich durch die Öffnung des Karrencapes guckte, mag sie nicht mehr und weint aus Leibeskräften.
Till hebt zum Schlusswort an und bedankt sich bei den Teilnehmenden und natürlich bei dem Gastgeber:
„Ein wirklich tolles Projekt. Wir haben es ja auch schon bei Tills Talk vorgestellt, aber es live zu sehen ist doch noch sehr viel eindrucksvoller.
Gerade für Stadtmenschen ist es einfach klasse, wenn sie selbst gezogenes Gemüse essen können. Kinder denken ja vielleicht, die Lebensmittel wachsen im Supermarkt. Hier lernen sie es anders. Ich weiß das auch von meinem einen Sohn, der hier an einem Schulprojekt teilgenommen hat. Da lernen die Kinder, aber auch manche Erwachsene fürs Leben.“
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