Eimsbüttel oder Provinz

Ein Umzug der Uni in die Hafen-City nützt niemandem Der Bezirk hat den Erhalt der Uni in Rotherbaum durchgeplant und durchgerechnet - anhand der angemeldeten Bedarfe. Der „Sprung über die Elbe" dagegen landet im finanziellen und planerischen Nirwana.  

08.10.09 – von Andreas Reichel –

Die Debatte um die Hamburger Uni ist längst nicht beendet, auch wenn sie momentan angesichts der Haushaltslage und möglicher weiterer Sanierungsbedarfe bei der HSH-Nordbank ein wenig in den Hintergrund geraten scheint. Dringend erforderlich ist es, möglichst rasch Klarheit zu schaffen, welche Bedarfe es bei der Entwicklung der Hamburger Universität kurz-, mittel- und langfristig gibt. Die Kontroverse darf nicht dazu führen, dass alles liegen bleibt und unsere Universität weitere Jahre verliert und dadurch in ihrer Entwicklung nachhaltig beeinträchtigt wird.

Unstrittig ist, dass die Universität zusätzliche Fläche braucht, um den zukünftigen Bedarf für Forschung und Lehre adäquat abzudecken. Über die Größenordnung des Bedarfes lässt sich streiten, aber sicher ist, um einen Zusatzbedarf von 80.000 Quadratmetern zu planen, ist ein Umzug auf den Grasbrook nicht erforderlich. 80.000 Quadratmeter zusätzliche Fläche können auch in Eimsbüttel im Rahmen von Neubauten, Erweiterungsbauten und der dringend notwendigen Sanierung des Bestandes geschaffen werden.

Befürworter eines Uni-Neubaus argumentieren mit der Chance, ein den aktuellen Erfordernissen genügendes modernes Ensemble für Forschung und Lehre zu gründen, „das stark genug ist, die führenden Köpfe der Forschung für Hamburg zu gewinnen" (Senatorin Gundelach). Der Charme, auf der „grünen Wiese" alles neu und großzügig entwerfen zu können, fasziniert, zumal es ein beinahe unbegrenztes Budget zu geben scheint, unter anderem aus den Verkaufserlösen bester Grundstückslagen in Rotherbaum. Damit würde zugleich ein eindrucksvoller Meilenstein gesetzt bei dem im Rahmen der Stadtentwicklung forcierten „Sprung über die Elbe". Hamburg erhielte mit der Hafen-City und einer neu gebauten Mega-Universität ein neues Stadtzentrum, das auch optisch zusammen mit der Elbphilharmonie dem Charakter der modernen Weltstadt gerecht werden zu werden scheint.
Die Auswirkungen dieses von der Wissenschaftsbehörde favorisierten Szenarios lassen sich nur schwer antizipieren. Weder die Folgen für die soziale Entwicklung in der Stadt, noch die Folgen für die Qualität von Forschung und Lehre, noch die finanziellen Implikationen können seriös prognostiziert werden.

Wenn man allein die Frage der Qualitätsentwicklung der Universität betrachtet, so spricht für Eimsbüttel
- die Nähe zu den außeruniversitären wissenschaftlichen Einrichtungen und Instituten, mit denen die Universität kooperieren muss (u.a. zwei Max-Planck-Institute, das Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung),
- die Erreichbarkeit der Standorte sowohl für die Hamburgerinnen und Hamburger als auch für Gäste, die mit der Bahn oder per Flugzeug anreisen (ein zentraler Faktor für die Durchführung von Tagungen),
- eine gewachsene kulturelle Infrastruktur, die für die Attraktivität und die Qualität jeder Universität von großer Bedeutung ist.

Der Kleine Grasbrook kann dies nicht bieten, auch wenn zumindest für die Verkehrsanbindung erhebliche Investitionen angedacht sind: zusätzliche S-Bahn-Station auf der Veddel, Verlängerung der U 4. Der Kleine Grasbrook bleibt dennoch isoliert. Wo er nicht an Wasser grenzt, verlaufen viel befahrene Verkehrsadern mit nicht unerheblichen Emissionen. „Der Kleine Grasbrook versetzt die Uni in die Provinz.", sagt Jürgen Lüthje, der ehemalige Präsident der Universität.
Ein wichtiges Kriterium in der Debatte muss auch sein, wie viel das Ganze kostet; die Fragwürdigkeit der Rechnung aus der Wissenschaftsbehörde ist mehrfach kommentiert worden. Für eine Sanierung der Universität in Eimsbüttel hat eben diese Behörde in 2004 noch einen Betrag von 300 bis 500 Millionen Euro ausgewiesen. Wenn man die Erweiterungsbedarfe hinzunimmt, ist der von allen geforderte „große Wurf" für 800 Millionen darstellbar. Dem stehen 2 Milliarden am Kleinen Grasbrook gegenüber.
Die GAL Eimsbüttel setzt sich dafür ein, dass eine Standortentscheidung zeitnah getroffen wird, damit die Planungen für die Sanierung und Erweiterung der Universität zügig begonnen werden können. Es dürfen nicht weitere Jahre verloren gehen. Das schadet der Universität, das schadet dem Ruf Hamburgs und widerspricht den sozialen, ökonomischen und nicht zuletzt den bildungspolitischen Zielen einer integrierten Stadtentwicklung. Alle Argumente sprechen für eine Entscheidung zugunsten Eimsbüttels; Bürgerschaft und Senat sollten dies erkennen und entsprechend entscheiden.

 

Kategorie

Universität-Eimsbüttel

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