BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

GRÜNE Eimsbüttel

INTERVIEW MIT KRISTA SAGER – Ungekürzte Fassung

Die ungekürzte Fassung des persönlichen Interviews mit Krista Sager vor der Bundestagswahl 2009!

09.09.09 –

Warum kandidierst Du im Wahlkreis Eimsbüttel direkt?

Der Wahlkreis hat Besseres verdient als einen SPD-Kandidaten, der seine eigene Partei spaltet. Und dessen Nominierung in den eigenen Reihen so heftig kritisiert wird, dass viele SPD-Mitglieder und sozialdemokratische Wählerinnen und Wähler meine Kandidatur begrüßen. Wir wollen den Wahlkreis Eimsbüttel aber auf keinen Fall einfach der CDU überlassen. Deshalb mache ich mit meiner Kandidatur hier ein persönliches Angebot für eine starke Stimme in Berlin.

 

Deine Verbindung zu Eimsbüttel?

Ich habe insgesamt schon viermal selbst in Eimsbüttel gewohnt. Ich habe zu vielen Projekten und Initiativen in Eimsbüttel gute Verbindungen, zum Teil schon seit 20 Jahren. Mit den Eimsbütteler Grünen arbeite ich ebenfalls seit Jahren gut zusammen. Es ist aber für eine Bundestagsabgeordnete auch nicht schlecht, schon etwas mehr von der Welt gesehen zu haben.

 

Dein Lieblingsplatz im Bezirk?

Da gibt es viele. Hier gibt es so viele schöne Restaurants und Cafés, ob in der Osterstraße oder im Grindelviertel, die Wochenmärkte sind attraktiv und dann natürlich das Niendorfer Gehege und die Alsterwiesen.

 

Die größte politische Herausforderung?

Besonders am Herzen liegt mir die Zukunft der Universität und ihre Weiterentwicklung in Eimsbüttel. Es ist wichtig, dass es für die Uni nicht zu einem jahrelangen Stillstand kommt, dass es für die notwendige Modernisierung mit Verbesserungen nicht nur im Gebäudebestand, sondern auch für neue Spielräume bei Personal und Ausstattung eine soliden Finanz- und Entwicklungsplanung gibt. Auf Bundesebene werde ich mich für die Ausfinanzierung des Hochschulpaktes, mehr Studienplätze und den Pakt für Forschung und Innovationen einsetzen.

 

Der Uni-Umzug auf den Kleinen Grasbrook als Zukunftsvision?

Die Studie dazu halte ich schlicht für tendenziös und unseriös. Die Entscheidungen, in welchem Maße die Uni Bundesmittel aus der Exzellenzinitiative erhalten kann, fallen in den nächsten 2 – 3 Jahren und nicht in 15. Das heißt, man muss jetzt bestehende Stärken stärken. Der Wissenschaftsstandort Rotherbaum, an dem die Uni inzwischen mit vielfältigen wissenschaftlichen und kulturellen Institutionen zusammenarbeitet, hat sich bewährt. Die Uni braucht den Stadtteil, der Stadtteil braucht die Uni. Dies schließt nicht aus, dass es bei der Weiterentwicklung auch sinnvolle Cluster-Bildungen außerhalb des Standortes Rotherbaum geben kann.

 

Der Deckel über die A7 in Stellingen?

Bietet eine einmalige Chance Lärmschutz und Stadtentwicklung zusammen zu bringen. Die Autobahn schlägt eine Wunde mitten durch die Stadt. Diese Wunde mit Grün- und Erholungsflächen zu schließen, dafür haben viele Menschen jahrelang gekämpft. Nun gibt es endlich die Möglichkeit dies umzusetzen. Das möchte ich gerne auf Bundesebene unterstützen.

 

Das „Haus des Waldes“ im Niendorfer Gehege?

Wenn man für die anerkannte waldpädagogische Arbeit etwas Besseres bekäme als die alten Baracken, finde ich das unterstützenswert. Aber das derzeitige Projekt mit Restaurant und Tagungszentrum scheint mir für das Niendorfer Gehege deutlich überdimensioniert. Ich hoffe, dass mit Hilfe der Bezirksfraktionen ein Kompromiss noch möglich wird. Die Ängste vor einer Belastung des Geheges über Gebühr, sind nachvollziehbar.

 

 

Der Streit um Möbel Höffner in Eidelstedt?

Zunächst mal ist richtig und wichtig, dass das Bebauungsplanverfahren wieder an den Bezirk zurückgegeben worden ist. Da gehört es hin. Ich teile die Auffassung der Eimsbütteler GAL, dass dieses Projekt an dieser Stelle weder stadtteil- noch wirtschaftsverträglich ist.

 

Shared Space in der Osterstraße?

Ein interessantes Projekt. Öffentlicher Raum ist nicht automatisch Auto-Zone. Shared Space könnte die Osterstraße noch attraktiver machen. Dies könnte auch ein Impuls sein um den Karstadt-Standort zu erhalten. Wichtig ist, dass in einem ausführlichen Moderationsprozess alle Beteiligten mit einbezogen werden.

 

Das rotgrüne Kernbündnis im Bezirk?

Arbeitet nach meiner Wahrnehmung gut zusammen, auch an der Umsetzung ökologischer und sozialer Kernthemen der GAL. Natürlich wäre die SPD auch im Bund unser Lieblingspartner, aber ich finde es auch vernünftig, dass wir in Hamburg nicht einfach einer Großen Koalition das Feld überlassen haben. Im Bund ist schwarz-grün allerdings kein Modell. Da gehen die Uhren anders als in Hamburg.

 

Dein größtes Ärgernis im Bezirk?

Im Wahlkreis gibt es viele schlimme Kreuzungen und Verkehrsecken. Dass die letzte Straßenbahn abgeschafft wurde, als ich anfing zu studieren, ärgert mich schon sehr lange. Ich halte die Wiedereinführung dieses attraktiven Verkehrsmittels für überfällig und hoffe, dass Eimsbüttel auch mittelfristig davon profitiert.

 

Dein nettestes Erlebnis in Eimsbüttel?

Da gibt es viele - natürlich sehr viele aus meiner Studienzeit. Aber zu den besonderen gehört ganz sicher, dass ich den Dalai Lama, nachdem ich ihn als Zweite Bürgermeisterin persönlich treffen durfte, noch zweimal an der Uni erlebte.

 

Dein bewegendstes?

Die Art und Weise, mit dem die Eimsbütteler Standesbeamten, allen voran Rolf Paschen, vor zehn Jahren der „Hamburger Ehe“ zum Durchbruch verholfen haben. Die Ernsthaftigkeit, die Feierlichkeit und auch ein bisschen der Mut, mit dem die Eimsbütteler Standesbeamten die ersten „Eintragungen gleichgeschlechtlicher Partnerschaften“ vornahmen, das war wirklich bewegend. Diese Ernsthaftigkeit sorgte zugleich entscheidend mit für den Durchbruch in der gesellschaftlichen Akzeptanz für schwule und lesbische Lebensgemeinschaften. Ohne die Hamburger Ehe und ohne den Mut bei den ersten Zeremonien im Standesamt Grindel hätte es die eingetragene Partnerschaft auf Bundesebene nicht gegeben.

 

Ein Kleinod, auf das Du nicht verzichten möchtest?

Das Trainingsgelände von meinem Lieblingsverein St. Pauli an der Kollaustraße. Dort habe ich auch unseren hervorragenden Rugby-Frauen einen Pokal überreichen dürfen.

 

Was würdest du auswärtigen Freunden als erstes in Eimsbüttel zeigen?

Uni-Viertel, Hagenbeck, Alsterwiesen

 

Was würdest du nicht unbedingt zeigen?

Die Kieler Straße oder den Verkehrsstau an den Autobahnabfahrten Schnelsen und Schnelsen-Nord während der IKEA-Öffnungszeiten.

 

Dein historischstes Erlebnis in Eimsbüttel?

Die Verlesung der Namen der Opfer des Nationalsozialismus auf dem Bornplatz, wo früher die Synagoge stand – das bleibt unvergessen.

 

Die unterschätzteste Geschichte in Eimsbüttel?

Die Bedeutung des jüdischen Lebens im Grindelviertel ist vielen noch unbekannt. Um so schöner, dass an diese Geschichte jetzt mit der Joseph-Carlebach-Schule, dem Café Leonar, dem Logensaal der Kammerspiele wieder angeknüpft wird.

 

Der größte Verlust für Eimsbüttel?

Der größte Verlust ist zweifellos die Ermordung und Vernichtung vieler jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger in der Zeit des Nationalsozialismus. Damals hat auch die Hamburger Uni viele hervorragende Wissenschaftler und Intellektuelle verloren. Wie schwerwiegend dieser Verlust bis heute wiegt, haben viele nie verstanden.

Deine Hoffnung für den 27. September?

Ein historisches Ergebnis für die GAL Eimsbüttel und die Hamburger Grünen.

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Interview

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