Vier Szenarien für die Uni

Standortdebatte muss Eimsbütteler Belange berücksichtigen Hafencity oder Grindel - die Diskussion um den künftigen Standort der Universität löst Ängste um die Zukunft des Stadtteils Rotherbaum aus. Nun prüft eine Arbeitsgruppe die Optionen.  

17.11.08 –

Der Michel ist Hamburgs berühmtestes Wahrzeichen. Er ist seit jeher sanierungsbedürftig, jährlich werden stattliche Summen in Reparaturen und Restaurierung gesteckt. Warum reißen wir den Michel also nicht einfach ab und bauen ihn an anderer Stelle wieder auf? Etwa in Wilhelmburg, dort findet demnächst die IBA statt, und der Stadtteil würde eine deutliche Aufwertung erfahren. Außerdem wären die leidigen Sanierungskosten fürs Erste vom Tisch und der Michel neu und schön.

 

Was für den Michel als absurdes Szenario erscheint, wird für die Universität als mögliche Variante in der Diskussion um die maroden Gebäude geprüft. Seit dem Sommer lesen wir immer wieder in der Presse, dass die Universität vom Grindel an den Kleinen Grasbrook im Hafen, Bezirk Mitte, verlagert werden soll. Das ist für uns EimsbüttlerInnen natürlich erst mal eine Besorgnis erregende Nachricht. Doch was steckt wirklich dahinter?

 

Marode Gebäude, ungeeignete Räume

 

Der bauliche Zustand der Uni lässt sich nicht schönreden: Etwa ein Fünftel der Flächen bedarf einer Modernisierung, nahezu alle betroffenen Gebäude befinden sich entweder auf dem naturwissenschaftlichen Campus (um den Martin-Luther-King-Platz und an der Bundesstraße) oder rund um den Kerncampus am Von-Melle-Park. Die größten „Brocken“ sind mit jeweils über 20.000 Quadratmetern das Geomatikum, der WiWi-Bunker sowie die Staats- und die Unibliothek.

Hinzu kommt, dass die bisherigen Gebäude die Masse der Studierenden kaum fassen können. Es gibt zu wenige Seminarräume, die Hörsäle sind zu klein, es fehlen kleine Räume für Tutorien oder Studiengruppen. Diese Probleme will die schwarz-grüne Koalition nun angehen und dabei prüft sie vier Szenarien:

 

1. Die Uni-Gebäude im Grindelviertel werden saniert, ohne Gebäude abzureißen.

2. Die Uni-Gebäude im Grindelviertel werden saniert, mit Teilabriss und Neubauten.

3. Zentrale Universitäts-Bereiche werden auf den Kleinen Grasbrook verlegt, es findet also ein teilweiser Umzug statt.

4. Die Universität wird komplett vom Grindel auf den Kleinen Grasbrook verlegt.

 

Eine Arbeitsgruppe, die sich aus je zwei Fachpolitikern von GAL (darunter der Eimsbütteler Abgeordnete Horst Becker) und CDU, Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach, Staatsrat Bernd Reinert sowie aus zwei weiteren Behördenvertretern zusammensetzt, prüft ergebnisoffen all diese Möglichkeiten. Die Universität ist mit ihrer Präsidentin und dem AStA-Vorsitzenden in einer Unterarbeitsgruppe vertreten. Leider ist die Uni darüber hinaus nicht an den Beratungen beteiligt.

Zusätzlich gibt es eine Info-Runde, an der die Bezirksamtsleitungen der betroffenen Bezirke Eimsbüttel und Mitte sowie Vertreter aus der Bezirksversammlung mitarbeiten. Die Prüfung dieser Möglichkeiten ist noch lange nicht abgeschlossen, erste Ergebnisse werden im Frühjahr 2009 erwartet.

 

Verlagerung der Uni – Verlust von Identität

 

Für die Universität würde ein Umzug in neue Gebäude auf neuem Gebiet einen Verlust ihrer kulturellen Identität bedeuten. Im Audimax begann beispielsweise die Studentenbewegung der Sechzigerjahre: „Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren“ war der Text eines Transparents, das Hamburger Studierende 1967 bei der Rektoratsübergabe in der Öffentlichkeit enthüllten und der seitdem die Studentenrevolte geprägt hat. Das ist nur eine Historie von vielen in der Geschichte der Hamburger Uni. Und alle sind eng mit dem Kerncampus verknüpft.

Auch für Eimsbüttel und das Grindelviertel hätte ein Wegzug der Universität tiefgreifende Auswirkungen. Rund um die Grindelallee liegen Studentenwohnheime, Einzelhändler haben ihr Angebot auf die Studierenden abgestimmt, Cafés und kleine Restaurants entsprechen den Uni-Bedürfnissen. Der Umzug würde eine komplette Strukturveränderung dieses Viertels bedeuten. Es hat in Jahrzehnten seinen einzigartigen Charakter entwickelt, der spürbar durch das universitäre Flair geprägt ist.

 

Besonderen Charakter erhalten

 

Das Bild, das HamburgerInnen, Studierende, AbsolventInnen und WissenschaftlerInnen aus der ganzen Welt mit der Universität Hamburg verbinden, lässt sich nicht einfach so abreißen und im Hafen wieder aufbauen. Unsere Uni ist eine Institution, die sich aus der Verschiedenartigkeit von Menschen, Fächern, Ansichten und auch Gebäuden zusammensetzt. Sie symbolisiert auch den Wandel der Zeiten, den man dem Hauptgebäude mit seinen Flügelbauten, dem Audimax und Philosophenturm als beispielhafte Bauten der Nachkriegsmoderne oder auch den Uni-Villen im Jugendstil deutlich ansieht. Das macht ihre Besonderheit und Einzigartigkeit aus. Außerdem sind viele Universitäts-Gebäude in den letzten Jahren saniert worden - das sollte nicht umsonst gewesen sein.

Politik und Wissenschaft sind aufgerufen, sich gemeinsam anzustrengen, um den Charakter für die Uni und für Eimsbüttel zu erhalten. Oder anders gesagt: Lassen wir die Kirche im Dorf! Der Michel bleibt schließlich auch dort, wo er hingehört.

 

Jenny Weggen, MdHB, 26 Jahre und Eimsbüttlerin. Die Universität liegt in ihrem Wahlkreis, Rotherbaum - Harvestehude - Eimsbüttel-Ost, zudem studiert sie dort Soziologie. In der GAL-Fraktion ist sie die Expertin für Umwelt- und Verbraucherschutz, außerdem sitzt sie als stellvertretendes Mitglied im Wissenschaftsausschuss.

 

Kategorie

Universität-Eimsbüttel

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