Das Gedenken an damals ist das Handeln heute

28.11.23 –

„Nie wieder ist jetzt“, lautete der Titel des Gedenkens an die Reichspogromnacht vor 85 Jahren. Am 09. November haben sich 600 Teilnehmende auf dem Joseph-Carlebach-Platz rund um die Ausgrabungsstätte der Bornplatzsynagoge versammelt, um zu gedenken.

Senat und Bürgerschaft sowie die Jüdische Gemeinde erinnerten an die Zerstörung der Bornplatzsynagoge durch die Nationalsozialisten. Es sprachen prominente Menschen wie Kirsten Boie, der Journalist Deniz Yücel sowie die Fridays for Future-Aktivistin Luisa Neubauer. 

Am 09.11. jährt sich die Reichspogromnacht: Viele Gedenkstunden habe ich aus diesem Anlass schon erlebt: würdige, entschlossene, aber auch sehr ritualisierte Momente. In diesem Jahr, 85 Jahre nach den schrecklichen Gewalttaten gegen die jüdische Bevölkerung im Jahr 1938, war das Gedenken ein völlig anderes. 

Zum einen versammelten wir uns in diesem Jahr auf dem Joseph-Carlebach-Platz rund die abgesperrten Ausgrabungen der Synagoge, die 1938 in Brand gesteckt wurde. Der Ruß der Brandnacht war auf den freigelegten Steinen in den tiefen Gruben noch sichtbar. Und so standen wir auf dem Platz, umgeben von dem, was übrig war von der Bornplatzsynagoge, was genommen und zerstört wurde. 

Der zweite Grund war noch bewegender – und zeigt, wie Geschichte Gefahr läuft, sich zu wiederholen. Lior Katz-Natanson und ihre Nichte Mika aus dem Kibbuz Nir Oz waren aus Israel auf dem Joseph-Carlebach-Platz gekommen. Mit eindringlicher, brüchiger Stimme erzählte Lior Katz-Natanson vom Grauen des 7. Oktober. Von ihrer getöteten Mutter und ihrem Bruder, ihrer Schwester und deren beiden Töchtenr (2 und 4 Jahre alt), die als Geiseln entführt wurden. Sie bat um Hilfe, ihre Angehörigen nach Hause zu bringen. Die Worte der beiden Frauen aus dem Kibbuz Nir Oz haben mir mal wieder eindringlich gezeigt: Nichts mehr ist selbstverständlich. Nicht die Sicherheit Israels. Nicht die Sicherheit der Jüdinnen und Juden auf der ganzen Welt. Die Botschaft kam an: Das „Nie wieder!“, das wir die letzten Jahre sloganartig gerufen haben, wird in den heutigen Tagen tragische Wirklichkeit. Wenn wir wollen, dass sich nie wieder wiederholt, was 1938 passiert ist, müssen wir heute handeln. 

Zu einen politisch handeln: Dazu gehört der gemeinsame Beschluss der Bürgerschaft mit der Aufforderung an das Bundesinnenministerium, das Verbotsverfahren gegen das Islamische Zentrum Hamburg voranzutreiben. 

Wer das Existenzrecht Israels leugnet, darf keinen Platz mitten in unserer Stadt haben. Und so ist es richtig, dass kurze Zeit später, am 16.11., 54 Objekte des "Islamisches Zentrum Hamburg" (IZH) und weiteren Teilorganisationen in sieben Bundesländern von den Sicherheitskräften durchsucht worden sind. Die Ergebnisse werden zur Zeit ausgewertet und führen hoffentlich zum Verbot des IZH.

Wir können aber auch ganz alltäglich handeln und „Nie wieder ist Jetzt!“ mit Leben füllen. Lassen wir es nicht zu, dass Menschen wegen ihrer Zugehörigkeit zu einer Religion unter Generalverdacht stehen. Weder Menschen des jüdischen noch des muslimischen Glaubens. „Nie wieder“ ist auch das Versprechen, uns jeder Form von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit entgegen zu stellen. Seien wir solidarisch mit all den Menschen muslimischen Glaubens, die die Taten der Hamas verurteilen. Und stellen uns schützend vor die Menschen jüdischen Glaubens, die unter uns leben und sich jetzt bedroht fühlen. Kommen wir mit ihnen ins Gespräch und hören ihnen zu. Und sorgen dafür, dass wir uns als Gesellschaft von Hass und Hetze nicht spalten lassen. 

Eine gute Nachricht zum Schluss: Doron Katz-Asher, Schwester von Lior Katz-Natanson, und ihre beiden Töchter gehörten zu den ersten Geiseln, die aus der Gefangenschaft der Hamas freigelassen wurden. Der gemeinsame Bruder bleibt leider allerdings noch in Gaza.

Text: Michael Gwosdz, Foto: Henning Angerer

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