Dürfen wir vorstellen? Unsere Spitzenkandidatin Kathrin Warnecke im Kurzinterview

03.05.24 –

Zur Bezirksversammlungswahl am 9. Juni treten wir gleich mit zwei Spitzenkandidat*innen an. Zum Kennenlernen haben wir beiden ein paar Fragen zur Politik gestellt. Hier Kathrins Antworten.

Gibt es ein Schlüsselerlebnis, das dich zur Politik gebracht hat? Welches?
Ich bin 2017 unter dem Eindruck von Pegida und der AfD, dem Brexit und der Wahl von Trump Mitglied bei den Grünen geworden. Alles Phänomene und Ereignisse, die an vermeintlichen Gewissheiten gerüttelt haben, und die ich mir 5 Jahre vorher nicht hätte vorstellen können. Bis zu dem Zeitpunkt hatte ich schon 20 Jahre GRÜN gewählt, vor allem wegen des sozialpolitischen Profils unserer Partei. Und ich hatte auch immer mal mit dem Gedanken gespielt, Mitglied zu werden. Den letzten Ausschlag hat dann die Amtseinführung von Manuel Macron gegeben. Das klingt vielleicht ein bisschen kurios. Aber als Macron im Mai 2017 vereidigt wurde, habe ich das eher zufällig live im Fernsehen gesehen. Für die Zeremonie hatte er sich Beethovens 9. Sinfonie „Ode an die Freude“, also die Europahymne statt der Marseillaise ausgesucht. Das war ein Gänsehautmoment. In seiner Rede hat Macron dann unter anderem gesagt, dass seine Generation nun dran sei, Verantwortung für Europa zu übernehmen. Ich habe sein Alter gegoogelt und festgestellt, dass er damals 39 und damit ein gutes Jahr jünger war als ich. Das war der Punkt, an dem mir klar wurde, dass ich es nicht länger rausschieben sollte, mich selbst für die Demokratie zu engagieren.

Welches Herzensthema bewegt/motiviert/treibt dich in deiner politischen Arbeit?
Als Sozialarbeiterin und gesetzliche Betreuerin habe ich viel mit Menschen in prekären Lebenslagen zu tun. Ich sehe, wo es in unserem Sozialsystem hakt, vor allem in der Umsetzung. Das hat viel mit Bürokratie und mangelnder Digitalisierung innerhalb von Behörden zu tun. Ich sehe aber auch, wie belastend es ist, dauerhaft in Armut zu leben. Und es macht mich wütend, wie abwertend der gesellschaftliche Diskurs hier teilweise verläuft - übrigens häufig gepaart mit einer erschreckenden Unkenntnis über unser Sozialsystem und die Lebensrealität der Betroffenen. Ich möchte denen eine Stimme geben, die es schwer haben, ihre Anliegen hörbar zu machen. Mein Herzensthema ist Soziale Gerechtigkeit.

Welches war dein größtes Erfolgserlebnis in der politischen Arbeit für unseren Bezirk?
In der Bezirkspolitik hat man eher viele kleine, als das eine große Erfolgserlebnis. Wir haben z. B. für das Schulcluster, also den Bereich im Kerngebiet Eimsbüttels rund um die Bogenstraße, in der an 11 Schulstandorten auf rund einem Quadratkilometer gut die Hälfte aller Schüler*innen des gesamten Bezirks Eimsbüttel zur Schule gehen, ein neues Verkehrskonzept entwickeln lassen. Ziel ist es, die Schulwegsicherheit zu erhöhen. Hierbei konnten wir erreichen, dass Schüler*innen an den Planungen aktiv beteiligt wurden. Kinder- und Jugendliche haben zwar theoretisch einen gesetzlichen Beteiligungsanspruch, aber der wird in der Praxis viel zu selten verwirklicht. Auch unser jährlich stattfindendes Mobilitätsforum, an dem Expert*innen, Verwaltung und Politik einen Abend lang zusammen zu einem Thema arbeiten und beraten, hat sich im letzten Jahr mit Schulwegsicherheit beschäftigt. Und auch hier konnte ich – gegen einige Widerstände aus Verwaltung und Politik – durchsetzen, dass Schüler*innen an der Veranstaltung aktiv teilnehmen konnten. Die Kinder- und Jugendlichen haben die Veranstaltung mit ihrer Perspektive echt bereichert. Das war ein toller Erfolg!

Sicherlich gibt es auch lustige Erlebnisse in der Bezirkspolitik. Magst Du eine Anekdote mit uns teilen?
Mich hat immer wieder zum Schmunzeln gebracht, mit welcher Verve und Inbrunst einzelne Debatten zu vergleichsweise kleinen Themen in der Bezirksversammlung geführt wurden. In einer der ersten Bezirksversammlungssitzungen haben wir z. B. mal fast eine Stunde über einen Rasenmäher für den Schwimmclub Poseidon debattiert. Dabei wurden parteipolitisch gefärbte Reden gehalten, als säßen wir im Bundestag. Das hatte zwischendurch schon auch etwas von Loriot. Wenn ich auf die ablaufende Legislatur zurückschaue, haben wir trotz aller Krisen und Herausforderungen aber insgesamt schon auch viel gelacht. Ich habe viele tolle Menschen kennengelernt, die bereit sind einen nicht unerheblichen Teil ihrer Freizeit für unsere Demokratie einzusetzen. Einige von ihnen sind echte Freund*innen geworden.

Interview: Claudia Dreyer

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