Für ein starkes, grünes Europa: Interview mit Rosa Domm

04.06.24 –

Anfang Mai war unser Kreisverband mit einem GRÜNEN Stand und vielen motivierten Helfer*innen auf dem Osterstraßenfest vertreten - bei schönstem Wetter, mit vielen persönlichen Begegnungen und Gesprächen und unzähligen fleißigen Smoothie-Fans, die auf dem Ökotrainer in die Pedale traten. Als die Sonne am schönsten strahlte, besuchte die GRÜNE Europakandidatin Rosa Domm den Stand. Eine gute Gelegenheit, ihr ein paar Fragen zu stellen – zu ihren persönlichen EU-Themen, ihren Einschätzungen, Ideen und Überzeugungen und zu ihrer Kandidatur für das EU-Parlament.

Schön, dass du da bist, liebe Rosa. Lass uns die Zeit für ein paar Fragen nutzen, die auch unsere Leserinnen und Leser im Kreisverband Eimsbüttel interessieren. Du hast dich entschieden, für das Europäische Parlament zu kandidieren. Warum?

Bei der Europawahl steht richtig viel auf dem Spiel. Es entscheidet sich, ob wir den Rechtsruck stoppen und die Demokratien stärken können. Es entscheidet sich, ob uns die Klimawende und die Transformation hin zu einer klimaneutralen Industrie gelingen. Ich möchte diese großen Herausforderungen mitgestalten und mich für ein starkes, grünes Europa einsetzen. Das reizt mich an der Arbeit im Europäischen Parlament.

Welche Rolle spielte dein Alter bei der Entscheidung, für das Europäische Parlament zu kandidieren?

Als ich 2020 in die Politik gegangen bin, war eine meiner Hauptmotivationen, jungen Menschen eine Stimme zu geben. Repräsentation ist unglaublich wichtig, um sich von der Politik gesehen zu fühlen, und motiviert auch, sich selbst zu engagieren. Tatsächlich kommen immer wieder junge Leute auf mich zu und sagen: Wie cool, eine Abgeordnete in meinem Alter zu sehen! Viele finden das inspirierend und das motiviert mich umso mehr.

Und welche Erfahrungen oder Qualifikationen bringst du mit, die dich befähigen, auf europäischer Ebene zu arbeiten?

Durch meine Arbeit als Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft mit Fokus auf Klimapolitik und Mobilitätswende bin ich gut vernetzt in Hamburg. Gerade wenn auf europäischer Ebene Themen wie kritische Infrastruktur, Hafenstrategie oder Industriepolitik verhandelt werden, ist es sehr wichtig, Kontakt zu Stakeholdern vor Ort zu haben. Hamburg ist als Drehkreuz für europäischen Verkehr wirklich wichtig für Europa. Meine Erfahrung und meine guten Kontakte können eine direkte Brücke schlagen.

Welche Bedeutung hat Europa für seine Mitgliedsstaaten aus deiner Sicht?

In erster Linie ist die EU eine Garantin für Frieden, was eine riesige – und, wie wir aktuell sehen, nicht selbstverständliche – Errungenschaft ist. Konkret ist die EU überall im Alltag spürbar, beispielsweise beim Reisen ohne Grenzkontrollen, beim Erasmus+-Programm, bei den hohen Standards in der Produkt- und Lebensmittelsicherheit oder den großzügigen Verbraucherrechten. Die interaktive Website "What Europe Does For Me" zeigt auf, welche Projekte in der eigenen Stadt oder dem individuellen Alltag mit Mitteln der EU finanziert wurden. 

Alle Politikerinnen und Politiker haben ihre persönlichen Herzensthemen. Welche sind deine?

Besonders am Herzen liegen mir, wie auch schon in meiner Arbeit als Abgeordnete in Hamburg, konsequenter Klimaschutz, Mobilität für alle und die Perspektive junger Menschen. Ich halte es für alternativlos, dass wir als EU gemeinsam Frieden und Wohlstand verteidigen und mittelfristig klimaneutral erhalten. Das schaffen wir mit einem Green Deal, der die klimaneutrale Industrie voranbringt, mit einer Mobilitätswende, die Europa verbindet, und mit einer Energiewende, die uns unabhängig von Autokratien macht. Ich mache mich auch stark für die unerschütterliche Unterstützung der Ukraine, die auch unsere europäische Freiheit und unsere demokratischen Werte verteidigt.

Was sind deine Visionen für die Zukunft Europas und wie möchtest du zu ihrer Umsetzung beitragen?

In meiner Vision eines Europas der Zukunft erleben wir einen gestärkten Kontinent – in vielerlei Hinsicht: ein stärkerer Zusammenhalt, resiliente Demokratien, eine nahezu klimaneutrale Wirtschaft. Klar ist aber auch: Wir müssen uns gerade auf Dinge berufen, die weit weg von dieser Vision sind. Europa wird, wie viele Demokratien weltweit, von innen wie von außen angegriffen. Es gilt daher, unseren Frieden und unsere Werte zu verteidigen – ohne dabei die große Vision aus den Augen zu verlieren.

Wie ermutigst du junge Menschen dazu, sich ebenfalls auf europäischer Ebene zu engagieren?

Ich versuche, ob auf Schulpodien oder auf Social Media, greifbar zu machen, was Europapolitik für junge Menschen bedeutet. Und ich schätze persönliche Gespräche bei Podien, an Haustüren oder Infoständen sehr, weil ich dort die Themen der Menschen hautnah mitbekomme. Ich kann jeden jungen Menschen, der etwas bewirken möchte, nur ermutigen, sich bei der Europäischen Grünen Jugend oder Partei zu engagieren. Für diejenigen, die noch nicht mit den Parteistrukturen vertraut sind oder sich darüber hinaus engagieren möchten, habe ich einen Signal Channel eingerichtet. Dort poste ich wöchentlich, bei welchen Wahlkampfaktionen ich mich über Unterstützung freuen würde. 

Jungen Wählerinnen und Wählern wird ein starkes Interesse an rechtsextremen Parteien zugeschrieben. Wie bewertest du das und wie können wir dem begegnen?

Die medial viel diskutierte Studie von April 2024 wurde ja zuletzt wegen methodischer Ungereimtheiten kritisiert. Fest steht aber: Viele junge Menschen, ob so viele wie in der Studie ermittelt oder doch einige Prozentpunkte weniger, fühlen sich hoffnungslos und vergessen und sympathisieren aus dieser Unzufriedenheit heraus mit der AfD. Meiner Meinung nach müssen wir vor allem drei Dinge tun: Erstens, mehr Politik für die kommenden Generationen machen. Ob Klimapolitik oder Rente: Junge Menschen können das Gefühl bekommen, dass sie es sind, die Krisen in Zukunft ausbaden müssen. Wir brauchen mehr Weitsicht. Zweitens haben wir die Präsenz auf Social Media lange verschlafen. Die AfD ist schon lange auf TikTok und bietet jungen Menschen vermeintlich einfache Lösungen an. Mit #reclaimtiktok ziehen jetzt auch endlich demokratische Politiker*innen nach. Es ist wichtig, jungen Menschen in ihren Räumen zu begegnen. Und drittens, müssen wir meiner Meinung nach Politik besser erklären und junge Leute beteiligen und endlich wirklich ernst nehmen. → LINK zu Rosa Domm auf TikTok.

Aber wie möchtest du und wie können wir in Hamburg/Deutschland junge Menschen dazu ermutigen, sich für demokratische Werte und den politischen Diskurs zu engagieren?

Über Repräsentation in den Parlamenten habe ich schon gesprochen. Wir müssen junge Menschen viel enger an Politik beteiligen, um ihre Perspektive einfließen zu lassen und ihnen zu zeigen: Deine Stimme und deine Meinung zählen! Im Wahlkampf bin ich aktuell auf vielen Schulpodien und spüre dort das große Interesse junger Menschen, sich zu engagieren, besonders gegen Rechtsextremismus und für Demokratie. Viele junge Menschen haben Angst um die Zukunft und sind hoch motiviert, selbst aktiv zu werden. Ich glaube, es ist unsere Aufgabe, ihnen niedrigschwellige Angebote für Austausch, Debatten und Engagement zu machen.

Und eine letzte Frage noch: welche europäischen Politikerinnen oder Politiker inspirieren dich?

Mich inspiriert beispielsweise die Hands-on-Mentalität, die Michael Cramer in seiner Arbeit als ehemaliger Europaabgeordneter und insbesondere in der Verkehrspolitik an den Tag gelegt hat. 

Inspirierend finde ich auch zwei europäische Bürgermeisterinnen: Anne Hidalgo, Bürgermeisterin von Paris, und Ada Colau, ehemalige Bürgermeisterin von Barcelona. Sie haben die Mobilitätswende in die Hand genommen und zeigen, wie Großstädte zu lebenswerten Räumen für alle umgestaltet werden können.

Liebe Rosa, danke für deinen spannenden Blick auf die Dinge. Wir drücken dir die Daumen für die Wahl am 9. Juni und wünschen dir alles Gute!

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