„Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler“

01.12.22 –

In unserer kleinen Reihe „Unsere Mitglieder“ stellen wir euch heute Günter Merlau vor, preisgekrönter Hörspielautor und -regisseur, Sprecher und Schauspieler und außerdem auch noch Gründer und Geschäftsführer des Hörbuchverlags Lausch Medien. Günter ist erst vor kurzem bei uns Mitglied geworden, angetrieben von der Erkenntnis, dass es „so“ nicht weitergehen kann. Und er hat eine Menge sehr coole Ideen für unseren nächsten Wahlkampf mitgebracht. Aber lest selbst!

Erzähl ein bisschen von Dir: Wer bist Du, was treibt Dich an?

Ich stamme aus einer Künstler- und Unternehmer-Familie und habe diese beiden Seiten in der Gründung eines Hörbuchverlages vor fast 20 Jahren vereint. Ich bin Sprecher vieler Hörbücher und habe auch etliche Hörspiele geschrieben, unter anderem „Headmoney“, das sich mit sozialer und ökologischer Gerechtigkeit auf unterhaltsame, aber auch sehr dramatische und teilweise drastische Weise beschäftigt. Ich lebe, trotz des großen Erfolges meines Verlages, ziemlich bescheiden. Ich bin Vegetarier, besitze und fahre kein Auto, vermeide seit vielen Jahren zu fliegen und lebe mit meiner Partnerin in einer 45 m2 Wohnung. Dass ein einzelner Mensch selbstverständlich 1,5 Tonnen Stahl und High-Tech für sich veranschlagt, der mit hochgiftigen fossilen Brennstoffen angetrieben werden muss, die unter größten Schäden an der Welt gefördert werden mussten, nur um dann einkaufen oder in der Stadt herum zu fahren, hat sich mir noch nie erschlossen. Ich wünsche mir mehr Fragen wie: Was ist ein angemessener Verbrauch von Ressourcen im Verhältnis zu dem, was ich der Gesellschaft und der Welt gebe? Was ist selbstverständlich? Worauf habe ich ein „Recht“?

Warum bist Du Mitglied bei uns geworden?

Der teilweise Totalausfall der Supermächte (Trump-Regierung, Putin-Regime, China erst vor einer Woche beim Klima-Gipfel) wirft Europa in Fragen der „Verantwortung für die Welt“ seit vielen Jahren in ein anderes Scheinwerferlicht. Wer, wenn nicht wir Europäer sind dazu aufgefordert, sich mit aller Kraft gegen die drohende Katastrophe zu stemmen? Wer, wenn nicht wir Deutschen, als das wirtschaftliche und zentrale Organ der Europäischen Union sind aufgefordert, Lösungen und neue Perspektiven aufzuzeigen? Wer, wenn nicht Du und ich, sind aufgefordert, die eigenen Kräfte in den Dienst der Verhinderung der Katastrophe zu stellen?

Ich halte Robert Habeck für den besten Politiker, den Deutschland in den letzten 20 Jahren erlebt hat. Er hat mich bereits als stellvertretender Ministerpräsident von Schleswig-Holstein davon überzeugt, dass er nicht nur der nächste Bundeskanzler, sondern mit ihm die GRÜNEN die stärkste Kraft im Bundestag werden muss, damit Deutschland seiner Vorreiterrolle bei der Transformation gerecht werden kann. Seinen Staatssekretär Sven Giegold habe ich bei Recherchen zum Hörspiel „Headmoney“ vor einigen Jahren persönlich kennengelernt und einen ganzen Tag bei seiner Arbeit begleitet. Habecks neuster „move“, Elga Bartsch, eine ehemalige Mitarbeiterin von der weltweit größten Vermögensverwaltung „Black Rock“ ins Ministerium zu holen, zeigt Habecks Weitsicht und seine Entschlossenheit, wirklich einen Weg finden zu wollen.

Was würdest Du gerne in die Realität umsetzen?

Ich möchte einen Beitrag dazu leisten, dass die GRÜNEN eine so starke Kraft im Land werden, dass eine Transformation unserer Gesellschaft tatsächlich möglich wird und nicht weiterhin durch CDU/FDP/AFD und teilweise auch durch SPD und die LINKEN verhindert wird. Dazu möchte ich meine Fähigkeiten als kreativer Unternehmer anbieten.

Hast Du eine Idee, wie das gelingen kann?

Online-Marketing ist für meinen Verlag seit fast 20 Jahren lebensentscheidend.

Als eine der ersten Branchen wurde die Musik- und dann auch die Hörbuchbranche vollkommen digitalisiert. Wir stellen z. B. schon seit 2012 keine CDs mehr her, sondern wickeln alles über große Download- und Streamingplattformen ab. Dementsprechend müssen wir auch die gesamte Kommunikation, Werbung und Promotion in erster Linie über soziale Medien verbreiten.

Als Hersteller der Genres „Fantasy“, „Thriller“ und „Romance“ bin ich aber NICHT mein bester Kunde. Ich selbst lese am liebsten Sachbücher und Biographien. Trotzdem mussten wir mit dem Verlag einen Weg zu den Ohren und Herzen der jeweiligen Zielgruppe finden, was wir sehr erfolgreich geschafft haben. Die Erkenntnisse aus fast 20 Jahren, in denen wir diese Wirkhebel der zielführenden und nachhaltigen Ansprache „erforscht“ haben, möchte ich den GRÜNEN gerne für ihren Erfolg an die Seite stellen. Dabei würde ich den Schwerpunkt auf die Wähler- und Zielgruppen legen, die man bisher nicht erreichen konnte. Ich habe dazu ein Konzept entwickelt, das sich (etwas selbstironisch und auf die Zielgruppe gerichtet) BOOM nennt.

Als nächstes steht bei uns ja der Wahlkampf für die Bezirksversammlung an. Da Du mit Deinem Unternehmen im Bereich Social Media sehr erfolgreich bist, zapfe ich gleich mal Dein Wissen an: Welchen Tipp hast Du für unseren digitalen Wahlkampf?

„Der Wurm muss dem Fisch, nicht dem Angler schmecken!“ Dieses sehr alte und sehr richtige Sprichwort meiner Oma hat viele Jahre gebraucht, um endlich in meinem „besserwisserischen“ Verstand anzukommen und die ganze Tragweite dieser Aussage zu entfalten.

Was bedeutet das für eine Wahlkampagne?

Zunächst muss geklärt werden, welchen „Fisch“ ich fangen möchte, oder muss, damit ich „satt“ werde, oder im Falle der GRÜNEN vielleicht entscheidende Mehrheiten bilden kann. Will ich die hippe Veganer*in in der Schanze erreichen, den pendelnden Ingenieur in der Vorstadt oder den selbstbewussten Boomer, der seinen Ruhestand genießen will? Man kann sich vorstellen, dass jede dieser genannten „Zielgruppen“ ganz andere Reize braucht, um aufmerksam zu werden. Um den richtigen Köder zu wählen, muss ich die Lebensgewohnheiten meines Zielfisches erkunden. Wo kann ich ihn wann zu welcher Jahres-, Tages-, oder Uhrzeit antreffen? Was mag dieser Fisch zum Fressen gern? Mit welchem Köder kann ich ihn anlocken? Auf was beißt er an? Wie schaffe ich es, die anderen Fische durch mein Tun und Handeln nicht zu vertreiben? Zusammengefasst: Kenne Deinen Wähler! Aber kenne noch mehr Deinen Nicht-Wähler!

Und was sind absolute No-Gos?

Robert Habeck sagt in seinem Buch "Von hier an anders", dass „…der Wunsch Macht nicht auszuüben, nicht dazu führt, dass sie nicht ausgeübt wird, sondern nur dazu, dass sie von jemand anderem ausgeführt wird.“ Macht erlangen und ausüben zu wollen, muss das Ziel der GRÜNEN sein, denn sonst werden andere Macht ausüben, die alle nicht ansatzweise so ökologische Parteiprogramme haben. Es nützt für den Klimawandel schlussendlich nichts, dass „man (wenigstens) etwas getan“, für die GRÜNEN „das höchste Ergebnis jemals erzielt“ oder „das ja schon immer gesagt“ hat, wenn es weiterhin keine wirkliche Einflussnahme, nicht genug Macht mit sich bringt.

Die Zeit läuft nicht nur den „Unwissenden“ aus AFD, CDU, FDP und Teilen der SPD und LINKEN davon, sondern auch den „Wissenden“ aus den Reihen der GRÜNEN. Der (verständliche) Wunsch, „unter sich“ zu bleiben, darf angesichts der Bedrohung und auch der Verantwortung nicht dazu führen, dass man nur „seinesgleichen“ zu gewinnen versucht. Die GRÜNEN müssen jetzt die dicken Fische fangen, wissen, was den jeweiligen Zielgruppen schmeckt, die großen Wählermilieus überzeugen, damit endlich mit entsprechenden Mehrheiten Gesetze und Beschlüsse auf den Weg gebracht werden, die den Klimawandel exemplarisch in Deutschland und Europa zurückdrängen.

Foto ©Henning Angerer, Interview von Gaby Albers

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