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02.02.22 –
Am 19.01.2022 wurde in der Hamburgischen Bürgerschaft ein Antrag beschlossen, mit dem Maßnahmen auf den Weg gebracht werden, die dem erhöhten psychosozialen Mehrbedarf von Hamburgs Schüler*innen begegnen sollen. Was der Hintergrund für diesen Antrag ist, hat Ivy May Müller, schulpolitische Sprecherin der Grünen Bürgerschaftsfraktion und Eimsbüttler Abgeordnete, ausführlich dargelegt.
Es lohnt sich, einen besonderen Blick auf die Situation junger Menschen in der Coronakrise zu werfen. Genauer gesagt: Auf meine Generation. Die Generation Z.
“Die Teenager stehen kurz vor der ernsthaftesten psychischen Krise seit Jahrzehnten.” schrieb die Psychologin Dr. Jean M. Twenge schon vor der Corona-Pandemie in ihrem Buch “Me, My Self and I”. Die Generation Z schwebte schon vor Corona in der Gefahr, in eine ernsthafte psychische Krise zu geraten.
Zunehmende Einsamkeit zeichnet meine Generation aus. Vor dem Hintergrund ansteigender Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt und dem über die sozialen Medien massiv angestachelten Anspruch der Selbstoptimierung vereinsamen junge Menschen.
Dazu kommen weitreichende Krisen, die unsere Gegenwart prägen und die junge Menschen mit Sorgen füllen. Zum Beispiel die Klimakrise: Die American Psychological Association wies schon 2009 auf die Auswirkungen der Klimakrise auf die Psyche hin. Phänomene wie die Eco-Anxiety oder die Klima-Depression betreffen nicht nur die Speerspitze der Klimabewegung. Es sind 2/3 aller 14-27-Jährigen, die aufgrund der Klimakrise Angst haben.
Und nun kommen zwei Jahre Pandemie und Ausnahmezustand hinzu. Die Pandemie ist die Brandbeschleunigung für unseren psychischen Zustand: Die erlebten Gefühle von Überforderung, Zukunftsängsten, Einsamkeit und Sorge um die eigene Gesundheit wurden im Verlauf der zweijährigen Pandemie massiv angefacht. Obwohl die langfristigen Auswirkungen noch immer nicht final abzuschätzen sind, wissen wir aus der COPSY-Studie vom UKE und aus weiteren Studien, dass fast jedes dritte Kind während der andauernden Pandemie psychisch belastet ist. Die Gründe dafür liegen auf der Hand:
Junge Menschen leiden unter den fehlenden sozialen Kontakten. Das Homeschooling löste bei vielen Überforderungsgefühle aus. Die ständige Sorge um die eigene Gesundheit sowie derer, die man liebt, erzeugte eine konstante Anspannung. Der beständige Leistungsdruck im Präsenzunterricht, dem man nicht nachkommen kann, weil man noch immer mit den Belastungen des Homeschoolings beschäftigt ist, nimmt nicht ab.
Viele junge Menschen entwickelten psychische Belastungen gerade während sensibler Phasen ihrer Persönlichkeitsbildung. Von Schulsozialarbeitern, Eltern und Lehrkräften wissen wir: Auch junge Menschen, die nicht direkt einen Therapeuten aufsuchen, sind häufig psychisch stark belastet und eingeschränkt. Von Infektionsängsten bis zu schlechtem digitalen Unterricht - zahlreiche Aspekte der Corona-Pandemie haben die jungen Generationen stark betroffen, verunsichert und zum Teil auch psychisch krank gemacht.
Doch über diesen Missstand reden wir kaum. Psychische Erkrankungen sind nach wie vor stigmatisiert in unserer Gesellschaft. Dabei sind sie kein Zeichen von Schwäche. Sie sind viel mehr das “Sichtbarwerden” von vielem, was falsch läuft. Im Privaten, im Gesellschaftlichen, wie auch im Politischen.
Wir wollen diese Stigmatisierung brechen. Denn wir GRÜNEN sehen die Belastung unserer Generation. Und wir wollen junge Menschen damit nicht alleine lassen! Eine wichtige Rolle beim Umgang mit dieser Problematik spielen Schulen, da dort der erhöhte Bedarf an psychologischer Beratung, sozial-emotionaler Unterstützung und Stressreduktion sichtbar wird. Deswegen sind wir mit unserem Antrag, der am 19. Januar 2022 in der Hamburger Bürgerschaft beschlossen wurde, einen ersten Schritt gegangen: Wir schaffen mehr psycho-soziale Beratungsstellen an Schulen, Erhöhen die Schulsozialarbeit und schaffen extra Lerngruppen, für all jene, die aufgrund enormer Belastungen eine zusätzliche Unterstützung brauchen. Dies ist ein wichtiger Schritt, um dem großen Bedarf an Unterstützung endlich zu begegnen.
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