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05.11.24 –
Bei einem Rundgang um das Areal des Tierparks Hagenbeck berichtete kürzlich eine Expertin der Geschichtswerkstatt Eimsbüttel über die koloniale Vergangenheit des Tierparks. Auf Einladung der Eimsbüttler Bürgerschaftsabgeordneten Sina Koriath zeigte sie, dass der Tierpark auch ein Spiegel des kolonialen Weltbilds seiner Zeit ist. Ein Rückblick.
Der Tierpark Hagenbeck in Hamburg – wir alle kennen ihn. Gegründet 1907 von Carl Hagenbeck ist der Tierpark damals schnell zu einer besonderen Attraktion geworden: Der Park inszenierte exotische Welten und präsentierte Tiere in naturnah gestalteten Gehegen, was seinerzeit ein völlig neues Konzept darstellte. Gleichzeitig waren die „Völkerschauen“ ein zentrales Element des Tierparks, in denen Menschen aus den kolonialisierten Gebieten Afrikas, Asiens und Amerikas zur Schau gestellt wurden – bewusst als Teil des „Exotischen“, in derselben Logik wie die Tiere. Von Ende des 19. Jahrhunderts bis Anfang der 1930er-Jahre zogen diese „Völkerschauen“ ein Millionenpublikum an.
Zusammen mit der Geschichtswerkstatt Eimsbüttel haben wir kürzlich in einem Rundgang um das Hagenbeck-Areal viel über die koloniale Geschichte, aber auch die Ideen, Visionen und Überzeugungen des Gründers Carl Hagenbeck erfahren.
Ein wichtiges Schlagwort in diesem Zusammenhang: die Inszenierung. Die Inszenierung fremder, exotischer Welten war die Leitvision Carl Hagenbecks. Die „Völkerschauen“ waren ebenso Teil dieser Vision: "Fremde" Menschen wurden neben Tieren im Zoo ausgestellt, sie wurden vermarktet als "wilde Kämpfer" aus Afrika, als "Kannibalen der Südsee", als primitive Urmenschen aus Südamerika. Die Inszenierung dieser Menschen folgte einem kolonialen Blick, der sie als „fremd“ und „primitiv“ darstellte. Besucher*innen konnten so nicht nur wilde Tiere, sondern auch „wilde Menschen“ sehen, was die rassistischen Stereotype dieser Zeit verstärkte.
Die Schauen fanden unter dem Deckmantel ethnografischer Darstellungen statt, dienten jedoch vor allem der :Unterhaltung und verstärkten das Gefühl europäischer Überlegenheit. "Was die Veranstalter nicht gerne sahen, war, dass die „Eingeborenen“, die sich ja hier … als wilde Menschen [präsentierten], …sich abends Schlips und Kragen umbanden und nach St. Pauli zum Tanzen gingen. Das war nicht gerne gesehen, weil dann ja der Nimbus der Wilden, Fremden etwas aufgelöst wurde“. So Claus Hagenbeck, Urenkel von Carl Hagenbeck und heutiges Familienoberhaupt, in einem TV-Statement im NDR von 2003. Da die Eigentümer-Familie Hagenbeck bis heute eine öffentliche Aufarbeitung dieses Kapitels der kolonialen Geschichte verweigert, ist die Aufklärungsarbeit unabhängiger Stellen – wie die der Geschichtswerkstatt Eimsbüttel – von großer Bedeutung.
Beim Rundgang haben wir viel gestaunt und gelernt. Was sich jedoch zusammenfassend sagen lässt: Hagenbeck ist nicht nur ein Tierpark, sondern auch ein Spiegel des kolonialen Weltbilds seiner Zeit, in dem das „Fremde“ zur Unterhaltung und Bestätigung kolonialer Hierarchien inszeniert wurde.
Für alle, die ebenfalls an der Geschichte des Tierparks interessiert sind: Die Geschichtswerkstatt Eimsbüttel bietet regelmäßig Rundgänge an! Auch gibt es interessante Dokus zum Thema, z.B. vom Norddeutschen Rundfunk.
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