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26.03.21 –
Angesichts der gerade entstehenden, mehrstöckigen Wohnhäuser direkt an der Kieler Straße mag sich manch eine*r schon gefragt haben, wer denn wohl an so einer viel befahrenen Straße wohnen möchte. Tatsächlich sind diese Bauten aber nicht der letzte verzweifelte Versuch, der Wohnungsnot in Hamburg zu trotzen, sondern sie sind Teil des so genannten Magistralenkonzepts, in dessen Rahmen der neu geschaffene Wohnraum nur ein erster Schritt ist. Das Konzept sowie Ideen für die Kieler Straße wurden in der Stadtteilgruppe Stellingen-Eidelstedt vorgestellt und diskutiert. Hier ein Bericht.
Um das dahinterstehende Konzept im Detail kennenzulernen und dafür notwendige Umsetzungsschritte an der örtlichen Magistrale Kieler Straße zu diskutieren, lud die Stadtteilgruppe Stellingen-Eidelstedt am 9. Februar 2021 zu einem Themenabend ein. Für den fachlichen Input war Olaf Duge, MdHB für Bündnis90/Die Grünen und seit 2015 Sprecher der Fraktion für Stadtteilentwicklung und Wohnen, eingeladen worden.
Das Magistralenkonzept wurde 2019 auf dem Internationalen Bauforum aus der Taufe gehoben, wo eine ganze Reihe von Planerteams Vorschläge für die Umgestaltung der insgesamt 7 Magistralen in Hamburg, zu denen auch die Kieler Straße zählt, entwickelte und vorstellte . Neben der Quartiersverdichtung entlang von Hauptverkehrsstraßen geht es dabei auch um die Schaffung urbaner Räume mit erhöhter Lebensqualität sowie mehr Platz für den Fuß- und Radverkehr. Mehrgeschossige Gebäude sollen als eine Art Lärmschutzwall die Nutzungsmöglichkeiten der dahinter liegenden Quartiere verbessern.
Aber natürlich geht es auch um Verkehrsberuhigung, Begrünung und eine gerechtere Verteilung des öffentlichen Raums.
Die Kieler Straße, auf der in Teilen derzeit täglich bis zu 50.000 Fahrzeuge unterwegs sind, durchzieht die Stadtteile Stellingen und Eidelstedt wie eine tiefe, kaum überwindliche Schneise und steht damit wie kaum eine andere Hauptverkehrsader für das seit Jahrzehnten geltende Primat des motorisierten Verkehrs.
Im grün-schwarzen Koalitionsvertrag des Bezirks ist bereits eine Verkehrsberuhigung durch die Einrichtung einer Busspur verankert. Im Rahmen des Magistralenkonzepts wäre aber auch eine Reduzierung der aktuell sechs Spuren auf vier sowie eine tageszeitabhängige Verkehrsrichtung von jeweils 3+1 Spur je Richtung für den motorisierten Verkehr denkbar (ähnlich wie an der südöstlichen Außenalster), um Spitzen zu den Hauptverkehrszeiten abzufangen.
An den Input-Vortrag von Olaf Duge schloss sich eine rege Diskussion an. Die Grundidee einer Verkehrsberuhigung wurde dabei einhellig begrüßt, allerdings gibt es auch zahlreiche Aspekte zu berücksichtigen, wie die Vermeidung von Ausweichverkehren in die umliegenden Quartiere und die Bedeutung einer guten öffentlichkeitswirksamen Kommunikation. Und natürlich lassen sich Zigtausende Kfz nicht über Nacht wegzaubern. Für eine derart riesige Aufgabe sind politische Entschlossenheit und ein langer Atem erforderlich. Aber wenn in Paris die Champs Élysées zu einer grünen Oase mit Strand umgebaut werden können, darf man wohl auch in Hamburg die Verkehrswende nicht allzu verzagt angehen. Die heutigen und künftigen Anwohner*innen der Kieler Straße hätten sicherlich nichts dagegen einzuwenden.
Der Aufruf Olaf Duges, dass sich die Stadtteilgruppe mit ihren unverzichtbaren Ortskenntnissen bei der weiteren Planung mit konkreten Vorschlägen zur Ausgestaltung einbringen sollte, fand dementsprechend großen Anklang. Eine Arbeitsgruppe wird hierfür ausarbeiten, welche konkreten Punkte betrachtet und kurzfristig vorangetrieben werden können. Für die Diskussion in den Stadtteilen sollen erste greifbare und visualisierbare Themen identifiziert werden, um breites Interesse zu wecken und Unterstützung zu gewinnen.
Als nächstes möchte sich die Stadtteilgruppe im Bereich Stadtentwicklung mit dem Thema Nachverdichtung beschäftigen, die in Stellingen und Eidelstedt seit Jahren die öffentliche Debatte prägt und mit der aktuellen Diskussion um Einfamilienhäuser gerade an Aktualität gewonnen hat.
Solveig Allendorf
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