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05.11.24 –
Am 15. Oktober hatten unser Kreisvorsitzender Michael Gwoszd und Justizsenatorin Anna Gallina zur Führung „Jüdisches Leben in Hamburg: Von Synagogen zu Streetfood“ eingeladen. Sie begaben sich unter der fachkundigen Leitung des Stadtführers Andreas Kowalskiauf eine Reise durch die jüdische Geschichte Hamburgs – eine Geschichte voller Leben und Vielfalt, die jedes Mal aufs Neue berührt. Hier ein persönlicher Rückblick von Michael Gwosdz.
Unser Weg startete an der Laeiszhalle, die an den ehemaligen Wallanlagen steht und von dem jüdischen Architekten Martin Haller erbaut wurde. Es ist beeindruckend, wie tief das jüdische Wirken in unserer Stadt verankert ist – von Altona bis Wandsbek, vom neuen Rathaus bis zum ehemaligen Israelitischen Krankenhaus.
In der Poolstraße besuchten wir dann die Ruine des ersten neugebauten liberalen jüdischen Tempels der Welt. Versteckt hinter großen Metalltoren in einem Hinterhof ist dieser Ort von enormer spiritueller Bedeutung und weit über Hamburg hinaus bekannt. Als ich kürzlich zu einer religionspolitischen Tagung in die USA eingeladen war, sprachen mich dort fast alle ausschließlich auf die Zukunft dieses Tempels an und nicht etwa auf den Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge. Für die zahlreichen liberalen Juden in den USA ist Hamburg und vor allem dieser ehemalige Tempel in der Poolstraße ein bedeutsames Symbol. Der Ort ist im Eigentum der Stadt, aktuell werden erste Sicherungsmaßnahmen am eingerüsteten Apsis-Gebäude durchgeführt. Doch mit dem laufenden Beteiligungsverfahren hoffe ich, dass dieser bedeutende Ort irgendwann wieder zu neuem Leben erwacht und eine würdige Zukunft erhält.
Im Komponistenquartier stimmten wir gemeinsam das Lied „An de Eck steiht’n Jung mit’n Tüdelband“ der Gebrüder Wolf an. Die jüdische Musikerfamilie Wolf, die sich wegen zunehmenden Antisemitismus‘ „Wolf-Trio“ nannte, trat seit 1895 in Hamburg auf und ist ein Symbol für die kulturelle Bedeutung jüdischen Lebens in Hamburg.
Ein besonders bewegender Zwischenstopp war vor dem Imbiss bei Carmel by Kapara, einem israelischen Imbiss in der Simon-von-Utrecht-Straße. Leider wird dieser Ende Oktober seine Türen schließen – nicht nur, aber auch wegen des wachsenden Antisemitismus‘ in unserer Stadt. Andreas Kowalski erzählte uns von israelischen Läden, die ebenfalls schließen oder ihre jüdische Herkunft aus Sicherheitsgründen nicht öffentlich zeigen wollen. Diese Entwicklung beunruhigt mich zutiefst und erinnert uns daran, wie wichtig es ist, entschieden gegen Antisemitismus in unserer Stadt vorzugehen.
Schließlich erhielten wir noch einen besonderen Einblick in das religiöse Leben in der Reformsynagoge der Jüdischen Gemeinde Hamburg. Wir besuchten das ehemalige Israelitische Krankenhaus, in dem sich weiterhin der Betty-Heine-Saal als kleine jüdische Kapelle befindet. Die Einheitsgemeinde nutzt für ihr liberal geprägtes Angebot seit dem letzten Jahr die Räumlichkeiten, wächst jedoch stetig und wird bald wieder mehr Platz benötigen. Die Raumproblematik der Religionsgemeinschaften ist ein zentrales Thema im Religionsressort und ich hoffe sehr, dass wir zukünftig hier gute Lösungen finden.
Zum Abschluss war es mir eine besondere Freude, die jüdische Sängerin Irina Kaplan aus der Ukraine zu hören – ihre Gesänge füllten den Raum und ließen uns für einen Moment innehalten.
Ein großes Dankeschön an alle, die diese Führung möglich gemacht haben: Andreas Kowalski für seine spannenden Einblicke, Armin Levy für die eindrucksvollen Fotos, Irina Kaplan für die berührenden Lieder und das Team der Reformsynagoge der Jüdischen Gemeinde Hamburg für ihre Gastfreundschaft. Es war ein Abend voller Geschichten, Musik und Begegnungen, die uns allen das jüdische Leben in Hamburg nähergebracht haben.
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