Rückblick - Radtour „Lokale Energiewende“, der Stadtteilgruppe Lokstedt-Niendorf-Schnelsen

Über fünfzig Interessierte jeden Alters trafen sich am 7. Mai zur ersten Fahrradtour „Lokale Energiewende“, veranstaltet von der GRÜNEN Stadtteilgruppe Lokstedt/Niendorf/Schnelsen. Dabei ging es zu Projekten in diesen Stadtteilen, bei denen gezeigt wurde, wie die Zukunft mit erneuerbaren Energien aussehen könnte.

30.05.22 –

 

Till Steffen und 50 Radler*innen

Über fünfzig Interessierte jeden Alters trafen sich am 7. Mai zur ersten Fahrradtour „Lokale Energiewende“, veranstaltet von der GRÜNEN Stadtteilgruppe Lokstedt/Niendorf/Schnelsen. Dabei ging es zu  Projekten in diesen Stadtteilen, bei denen gezeigt wurde, wie die Zukunft mit erneuerbaren Energien aussehen könnte.

Lokale Energiewende in der Revierförsterei

Startpunkt der rund 4 1/2 km langen Tour war die Revierförsterei im Niendorfer Gehege. Unser Bundestagsabgeordneter Till Steffen betonte in seiner Eröffnungsrede die Bedeutung der erneuerbaren Energien im Kampf gegen den Klimawandel und ihren Beitrag zur Unabhängigkeit von fossilen Energien, mit denen Kriege finanziert werden.

Den erfolgreichen Umbau in eine klimaneutrale Revierförsterei im Rahmen des „Integrierten Klimaschutzkonzepts Eimsbüttel“ erläuterte Förster Sven Wurster im Niendorfer Gehege. Er zeigte die mit selbstproduziertem Strom der großen PV-Anlage betriebenen Maschinen und Fahrzeuge, aber auch die sanierten Betriebsgebäude mit im Sommer kühlenden, im Winter wärmenden Gründächern und Wärmedämmung. Und er zeigte auch die Folgen des Klimawandels: Das Waldsterben ist auch im Niendorfer Gehege angekommen. Der Förster führte die Gruppe zu einer über 80-jährigen nun absterbenden Fichtengruppe.

Lokale Energiewende am Beispiel der Revierförsterei im Niendorfer Gehege

Mieterstrom mit Bürgerenergie

Weiter ging es zum neuen Quartier „Hinter der Lieth“ der Buchdruckergenossenschaft. Hier werden die Gebäude mit Solarstrom und Wärme aus einem Blockheizkraftwerk versorgt. Die Bürgerenergiegenossenschaft Energienetz Hamburg e.G. und die Naturstrom AG sorgen für günstigen Mieterstrom und eine starke Abkopplung von fossilen Energiepreisen. Dr. Sarah Debor, Abteilungsleiterin im Bereich Dezentrale Energieversorgung der Naturstrom AG, zeigte aber auch auf, welche Schwierigkeiten daraus erwachsen, den selbstproduzierten Strom übergreifend zwischen den Netzanschlusspunkten des Quartiers zu nutzen. Ihr Appell an engagierte Bürger: Setzen Sie sich bei Hausverwaltungen für Mieterstromprojekte ein, finanziert durch Bürgerenergiegenossenschaften. So treiben wir auch in Städten die Energiewende voran.

Dr. Debor erläutert den Mieterstrom und Bürgerenergie

Klimaneutraler Verein

Auf der geplanten Veloroute 3 ging es weiter zum Kletterzentrum des Deutschen Alpenvereins, der bis 2030 vollständig klimaneutral sein will. Am Kletterzentrum empfingen Geschäftsführer Michael Jansen und Nachhaltigkeitssprecher Julian Braasch die Gruppe. Hier sichert eine große Solarthermieanlage mit Vakuum-Röhren und Warmwasserspeicher die Wärmeversorgung, und eine PV-Anlage speist überschüssigen Strom ins Netz. 

Blick auf die Vakuumröhren der Heizung am DAV

Plus-Energiehaus und Selbstbau-Photovoltaik

An einer zum Plus-Energiehaus im Zylinderviertel sanierten „Kaffeemühle“ wurde auf der letzten Station das erste mobile Balkonkraftwerk von SoliSolar in Betrieb gezeigt. Das 300-Watt-Kraftwerk soll an wechselnden Standorten Überzeugungsarbeit leisten – in der Öffentlichkeit, aber auch, um potentielle Sonnenstandorte auf Eignung zu testen. Volker Henkel berichtete vom Stand der Sammelbestellung. Weiter ging's mit den Erfahrungen beim Bau einer 8,2 kW-Anlage auf dem Flachdach mit einer 11 kW-Hausbatterie. Die Anlage entstand im Selbstbau vor drei Jahren und hätte sich ursprünglich innerhalb von 13 Jahren amortisiert. Auf Grund steigender Energiepreise und des zusätzlichen Strombedarfs für das E-Auto amortisiert sie sich aber inzwischen innerhalb von 10 Jahren – und macht das Haus schon heute zu einer Energiequelle statt einer Energiesenke. Denn insgesamt speist das Haus mehr Energie ins Netz, als es bilanziell aus dem Netz bezieht, auch unter Berücksichtigung der Pellets für die Restwärmeversorgung. Es ist damit ein Plus-Energiehaus.

Balkonkraftwerk am Passivhaus-Anbau der Kaffeemühle

 

PV-Anlage des Plus-Energiehauses; Stromlaufplan und Geräte; Lokale Energiewende pur

PV-Anlage des Plus-Energiehauses

Bei Kaffee und Kuchen ging ein informativer Nachmittag nach rund drei Stunden zu Ende. Toll, dass so viele Teilnehmer bei dieser Tour durch Niendorf und Lokstedt teilgenommen und mit ihren Fragen bereichert haben. Das Thema Lokale Energiewende ist definitiv im Kommen. 

Vielen Dank auch an Ruben und Grüne Eimsbüttel/Jörg Brockstedt für die Fotos. Text: Volker Henkel

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